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Bildquelle: Hartwig Kopp-Delaney flickr-Photostream

  

Auf das mystische Erleben der Ich-Losigkeit wird aus vielen konzeptuellen Perspektiven geschaut. Allgemein bekannt sind hier zum Beispiel die »anatta-Lehre« im Buddhismus und auch die verschiedenen Sichtweisen des klassischen »Advaita vedanta« und des so genannten »Neo-Advaita«. Ihnen gemein ist der Ansatz, auf die Formlosigkeit des Ich-Erlebens beziehungsweise das Aufgehen des Ichs im All-Einen hinzuweisen.  

Einen ganz anderen Versuch unternehmen die Stufenmodelle von Entwicklungs-Theoretikern: Ihnen geht es in ihren Konzepten um die Wandlung der Ich-Erlebens-Formen im menschlichen Lebenslauf. Eines davon möchte ich hier mal heraus greifen, weil ich es phänomenologisch besonders gut einfühlbar finde: „Die Entwicklungs-Stufen des Selbst“ von Robert Kegan. Er zeichnet sein entwicklungspsychologisches  Modell als aufsteigende Spirale, die durch 6 verschiedene Stadien führen kann.  

Die 6 Stufen nennt er Subjekt/Objekt-Gleichgewichtszustände. Was ist damit gemeint? Robert Kegan unterscheidet die wichtigen Etappen in unserem Ich-Erleben danach, welche Wahrnehmungen und Erlebnisse wir jeweils als zu uns gehörig, subjektiv oder »meinhaft« erleben und was uns als objektiv, und nicht zu uns gehörig, erscheint. Auf alles, was einem Subjekt als ein Objekt vorkommt, kann es Bezug nehmen.

Entwicklungspsychologen gehen heutzutage davon aus, dass bei einem Neugeborenen alle Wahrnehmungen in einem subjektiven Raum auftauchen und noch keine Unterschiede zwischen »innen« und »außen« gemacht werden. Hunger, der von innen kommt, wird ähnlich unangenehm erlebt, wie zum Beispiel grelles Licht, das von außen auf es einwirkt. Genauso ist es mit angenehmen Erlebnissen. Diesen Gleichgewichtszustand nennt er die Stufe 0 bzw. das »einverleibende Selbst«. Die Außenwelt wird hier völlig ins Ich-Erleben integriert oder anders ausgedrückt: Alles ist »ich«, es gibt noch kein »du«. 

Stufen 1 bis 4 – die »normal-menschliche« Entwicklung 

Die Stufen 1 – 4 in Kegans Modell könnte man grob mit »Kleinkind« (1: impulsiv), »Schulkind« (2: autonom), »Jugendlicher« (3: zwischenmenschlich) und »Erwachsener« (4: institutionell) betiteln. Ihre Organisationsformen unterscheiden sich vor allem dadurch, dass sich die Grenze zwischen wahrgenommenem »ich« und erlebtem »nicht-ich« immer weiter nach innen verschiebt: Der als »zum ich gehörige« Teil des Erlebens wird also im Laufe des Lebens immer kleiner, die Bezugs-Welt (Objekt-Bereich) dieses »ich« immer größer.  

Robert Kegan beschreibt in seinem Modell eindrucksvoll, wie sehr die jeweilige Ich-Stufe, die Wahrnehmung (Konstruktion) unserer Innen- und Außenwelt verändert. Ein Kleinkind (Stufe 1) erlebt sich noch in einer sehr raumgreifenden Innenwelt, die von Emotionen und Impulsen geprägt ist. Seine Außenwelt tritt vornehmlich als Erfüllungsgehilfe seiner Wünsche, bzw. grenzsetzende Instanz in Erscheinung. Für das Schulkind (Stufe 2 - autonom) hat die soziale Umgebung schon eine viel größere Reichweite: Da gibt es neben der Kleinfamilie Gleichaltrige (eine peer-group), mit denen man sich arrangieren muss und Autoritätspersonen wie Lehrer fordern erste gesellschaftliche Anpassungsleistungen. Der Jugendliche (Stufe 3) entdeckt und erlebt das »Du« als bedeutungsvolles zwischenmenschliches Gegenüber, und die Freude und das Leid, das ihm dort Angenommen-Sein und Zurückgewiesen-Werden bereiten können.  

Als die besondere Errungenschaft des Erwachsenen-Alters stellt Kegan heraus, dass sich hier das »Ich« zum ersten Mal als eine »Institution« erlebt: Die Bedeutungsentwicklung erreicht hier „eine Stufe, auf der das Selbst einen stimmigen Zusammenhalt auch dann wahrt, wenn es an verschiedenen Beziehungen mit anderen beteiligt ist; damit erlangt das Selbst Identität. Kennzeichnend für dieses Selbst ist die eigene Autorität - wir haben nun ein Selbstempfinden, wir besitzen Selbstständigkeit, wir gehören uns selbst. Nicht mehr »ich bin meine Beziehungen«, sondern »ich habe Beziehungen«. Das neue Ich ist die Instanz (Institution), die dieses Haben verursacht.“ Gefühle werden nun „durch einen übergeordneten Bezugsrahmen relativiert, nämlich durch die psychische Institution und durch zeitgebundene Konstruktionen wie Rolle, Norm, Selbst-Konzept, Selbst-Kontrolle, die diese Institution aufrechterhalten.“ (S. 141/142) 

Entwicklung bedeutet Wandel und Umbruchskrisen 

An der wiederholten Verschiebung der Ich-Grenzen wird schon deutlich, wie wenig Sinn es macht, das »Ich« als eine feststehende Instanz zu betrachten. In dieser Sichtweise ist es ein sich ständig wandelnder Bezugspunkt. Den Begriff  »Mensch« definiert Kegan als »eine immer fortschreitende Bewegung, die ständig einer neuen Gestalt entgegenstrebt« (S. 27). 

Die Umbrüche und Wandlungen der Stadien im »Selbst-System Mensch« verlaufen immer krisenhaft, wie er eindrucksvoll aufzeigt. Die »Krise« wird hier also als ein Normalfall betrachtet, der immer dann eintritt, wenn eine Organisationsform sozusagen ausgedient hat und im Lebensfluss durch eine neue ersetzt werden wird: Das Alte greift nicht mehr recht, das Neue ist noch nicht stabil vorhanden. Kegan lehnt sich dabei an den bekannten Schweizer Pädagogen Jean Piaget an, der das in vielen eindrucksvollen Experimenten für die kognitive Entwicklung des Menschen nachgewiesen hat.  

In den instabilen Übergangsphasen ist auch die Wahrnehmung und Konstruktion des Bedeutungssystems variabel: Mal wird die Wirklichkeit nach dem alten Bezugsrahmen interpretiert, dann wieder nach dem neuen. Immer braucht es einiges an Einübung, bis sich ein neues Gleichgewicht auf neuem Niveau stabilisiert hat. Die Übungsaufgaben stellt das Leben selbst. Einem Kind muss niemand sagen, wie es etwas zu lernen hat. Seine Entwicklung wird – wenn keine Störeinflüsse eintreten – von einem inneren, natürlichen und schöpferischen Prozess geführt, der nach einem »Stirb-und-Werde-Prinzip« abläuft. 

Die Entwicklung zum überindividuellen Gleichgewicht – Stufe 5 

Aus der Perspektive des an spirituellen Themen interessierten Erwachsenen erfährt im Entwicklungsmodell Robert Kegans der Übergang zur Stufe 5 ein besonderes Augenmerk: Was passiert den nun hier in der Bedeutungsbildung unserer Ich- und Selbstbezüge, wenn eine als Identität erlebte innere »Institution« abdanken muss und durch welches neue Gleichgewicht wird sie dann eigentlich ersetzt?  

„Nun beginnt man mit dem Entwurf einer Weltanschauung, welche Widersprüche und Gegensätze integrieren und sich nach mannigfaltigen Denksystemen richten kann. Zunehmend sieht man ein, dass es bei dem »Projekt Leben« nicht darum geht, den Fortbestand einer bestimmten Form des Selbst zu verteidigen, sondern um die Fähigkeit, das Selbst an sich buchstäblich transformativ sein zu lassen. Das Selbst könnte man als eine Art Durchschreiten verschiedener Bewusstseinsformen beschreiben und nicht als die Identifizierung mit einer dieser Formen, die es dann zu verteidigen gilt.“ 

Das Verlassen der institutionellen Stufe des Erwachsenen-Ichs bedeutet also in diesem Modell die Des-Identifikation von jeglicher Form und das Zulassen eines sich ständig-wandelnden Bewusstsein. Am Anfang der Übergangsphase dorthin werden alle Formen erstmal verlassen und aufgelöst, um sie dann in eine neue Perspektive zu re-integrieren. „Wenn man sich dieser konstruktiv-transformativen Seite annähert, dann erlangt man die Fähigkeit, mit all jenen Ideologien erneut in Beziehung zu treten und zu erkennen, dass sie alle unvollständig und einseitig sind.“ 

Entmystifizierung der Ich-Losigkeit 

Die laufende Um-Organisation unserer Selbst-Wahrnehmung und das Eintreten in ein Bewusstsein, in dem sie mit keiner Form mehr identifiziert ist, wird hier also als ganz natürliche Entwicklungsmöglichkeit im Erwachsenenalter betrachtet. Kein mystischer Hokuspokus, kein Besonders-Sein! Allerdings haben Kegans Forschungen auch ergeben, dass nur etwa 20% der erwachsenen amerikanischen Bevölkerung überhaupt die vierte Organisations-Stufe (die erwachsene Ich-Organisation!) erreicht haben und nur ein verschwindend geringer Anteil davon, sich darüber hinaus entwickeln kann. Ein voll verwirklichtes überindividuelles Ich-Bewusstsein kann er selbst sich nur mühsam vorstellen, eine Entwicklung darüber hinaus nicht mehr (vgl. WIE-Interview).  

Entwicklung zur Selbst-Losigkeit 

Die höchste Gleichgewichts-Stufe  in diesem Modell kennt keine Grenze mehr zwischen Subjekt und Objekt und sie umfasst die Errungenschaften aller vorherigen Stufen. Ein Kreis schließt sich. Diese Integration enthält auch den Säugling, das Kleinkind, das Schulkind, den Jugendlichen und den Erwachsenen in uns. Selbst-Losigkeit bedeutet, mit keinem davon identifiziert sein – schon gar nicht mit dem, vom Leben verletzten und bedürftig gebliebenen, kindlichen Anteil.   

Gleichzeitig beinhaltet sie die Vielfalt aller menschlichen Seins-Weisen: Hingebungs- und vertrauensvoll wie ein Säugling, impulsiv und abgrenzend wie ein Kleinkind, die Außenwelt erobernd wie ein Schulkind, sich der Leidenschaft und Beziehungen hingebend, wie ein Jugendlicher, verantwortungsvoll und gesellschaftliche Rollen übernehmend wie ein Erwachsener.  

Alles zu seiner Zeit! 

*****

 Literatur:

Kegan, R.: Entwicklungsstufen des Selbst. München, 1994, 3.Aufl.
WIE-Was ist Erleuchtung 8: Bist du bereit, dich jetzt zu ändern? Zur Dynamik menschlicher Transformation, Frühjahr 2003.

 

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Posted by on in Marianne Gallen

 

Ich hatte schon immer eine besondere Vorliebe für Stufenmodelle. Als kleines Kind stand ich stundenlang im Treppenhaus meiner Großmutter und studierte fasziniert obiges Bild – immer wieder:  Jedes Lebensalter wird hier in seiner Besonderheit gewürdigt. Einen zentralen Platz bekommt die Begegnung zwischen Alt und Jung. Das Junge kommt, das Alte geht – im gegenwärtigen Moment gibt es eine tiefe Berührung. 

 

Entwicklung zum Ursprung 

Der menschliche Lebenslauf macht für mich eindrucksvoll deutlich, dass es eben gerade nicht um ständiges Wachstum geht, wie uns das die Leistungsgesellschaft gerne vorgaukeln will. Das Leben verläuft viel eher zyklisch: Kreise schließen sich, immer wieder. Am vermeintlichen Ende beginnt alles von neuem. 

Und dennoch gibt es Abfolgen und Stufen, die nicht umkehrbar sind. Das eine ist die Weiterentwicklung des anderen, bringt etwas qualitativ Neues und schließt dennoch Vorangegangenes mit ein. Zum Schluss kehrt alles jedoch wieder zu seinem Ursprung zurück. Eine Paradoxie, die gedanklich schwer zu fassen ist und doch beim Betrachten des Lebenslauf-Bildes ganz selbstverständlich erscheint.

 

Würdigen des jeweiligen Standpunkts 

Neugeborene und Babys scheinen völlig zufrieden mit ihrem gegenwärtigen Dasein zu sein, solange für ihre Bedürfnisse gut gesorgt wird. Andere kümmern sich um ihr Überleben. Als Erwachsene sehnen wir uns manchmal in diese Unbeschwertheit zurück. Sobald das Kind sich jedoch bewegen lernt, will es irgendwo hin, woanders als es gerade ist, der Kreislauf des Leids (Samsara) ist geboren. Hört man Kleinkindern zu, die gerade sprechen gelernt haben, dann kommt häufig der Satz: „Wenn ich mal groß bin …“ Groß-Sein ist aus Kinder-Perspektive sehr attraktiv. 

Was mich an der Darstellung »Stufenjahre des Menschen« besonders fasziniert: Obwohl sie sicher in einer Zeit entstanden ist, in der die Lebenserwartung eines Erwachsenen durchschnittlich um die 60 Jahre betrug, hat der Lebenslauf eine absolute Symmetrie. Der aufsteigende Ast und der absteigende Ast sind gleich lang und damit im Gleichgewicht abgebildet. Keiner erscheint dadurch höherwertiger als der andere. Die Jugend hat im Lebenslauf genauso ihren Platz wie der Greis – auch wenn dieser zum »Kinderspott« wird. 

Die jeweiligen Stufen symbolisieren für mich das Innehalten – Standortbestimmung in der Gegenwart: Wo stehe ich gerade? Was bringe ich mit? Was ist mir möglich? Was steht an? Sich umsehen, genau hinsehen, an der Stelle des Zeitkontinuums, an der ich mich gerade befinde, stoppt das Hamsterrad des Woanders-hinwollens. Das Leben findet im gegenwärtigen Moment statt. 

 

Modelle spiritueller Entwicklung 

Stufenmodelle gibt es auch im spirituellen Bereich:  Das Kundalini-Modell, der »Aufstieg auf den Berg Karmel« des Johannes v. Kreuz, die »Ochsenbilder des ZEN-Buddhismus«,  die integrale Ich-Entwicklung eines Ken Wilber, um nur einige zu nennen. Häufig werden sie nur so gelesen, als wäre das Ankommen auf irgendeinem Gipfel das Ziel, die »himmlische Hochzeit«, die »Erleuchtung«, das »Aufgehen im Eins-Sein«. Aber auch hier gibt es nicht nur die Entwicklung des Werdens, sondern auch die hin zum Sterben, die immer parallel läuft. Wer den Berg erklimmt, muss den ganzen Weg dann wieder herunter steigen. Alles was entsteht, vergeht auch wieder.  Die Zeit schreitet unweigerlich voran, wir können nichts festhalten.  

Ein Weiser  erlebt nicht einfach einen kontinuierlichen Zuwachs an Weisheit, sondern er vergisst gleichzeitig, dass es so etwas wie Wissen überhaupt gibt. Ein anonymer englischer Mystiker nannte sich einmal – diesen Umstand beschreibend – die »Wolke des Nicht-Wissens«.  Mein Systemtheorie-Lehrer bezeichnete diesen Vorgang als die »Evolution des Vergessens« und nahm an, dass Gott sie besonders amüsant findet.  

 

Die Dimension der Zeitlosigkeit 

Der Perspektiven-Wechsel: Vom Standpunkt des Non-Dualen (Nicht-Zwei) gesehen, erkennen wir sowohl unsere Konzepte einer kontinuierlich ablaufenden Zeit, als auch den Entwicklungsgedanken als selbst-täuschende Illusionen.  

In einer radikal-konstruktivistischen Sicht klingt das so: „In der Meditation wird versucht, diese Grundtäuschung und damit das Empfinden einer kontinuierlich ablaufenden Zeit zu durchschauen. Die Beobachterinstanz, welche diesen Ablauf der Zeit durchschauen kann, wird als zeit-los betrachtet. Wenn es dem Menschen gelingt, sich mit der letzten Beobachterinstanz zu identifizieren, kann er dadurch aus der Gefangenheit in der Zeit ausbrechen. …  In der Vollendung kann das Zeitempfinden sozusagen fließend ein- und ausgeschaltet werden, ja löst sich eigentlich die Unterscheidung zwischen Zeit und Nicht-Zeit auf. Dieser Zustand, das Erwachen oder die Erleuchtung genannt, muss nicht den Ausstieg aus der irdischen Daseinsform bedeuten, sondern einen Ausstieg aus der inneren Gebundenheit daran.“ Quelle 

Die Perspektive des Nicht-Zwei kennt also keine Zeit- und auch keine Entwicklungsdimensionen. Daher gibt es hier auch kein »unreif-reifer«, kein »vorher-nachher«, kein »unerwacht-erwacht«. All diese Kategorisierungen sind (mögliche) Perspektiven des Dualen.  

Immer, wenn wir das Wachsen und Werden des Lebendigen beobachten und erforschen wollen, bewegen wir uns also im Bereich der Relativität. Entwicklungs-Betrachtung ist anders nicht möglich.

 

Stufen der Ich-Entwicklung 

Mein bevorzugtes Stufen-Modell der Ich-Entwicklung stammt aus einem pädagogisch-psychologischen Kontext:  »Die Entwicklungsstufen des Selbst« von Robert Kegan. In diesem Modell geht es um die qualitativen Veränderungen unseres Ich-Erlebens während des Lebenslaufs, die nach der Auffassung des Autors einige Stufen durchlaufen. (Ich werde das in einem weiteren Blog-Beitrag noch ausführlicher darstellen.) 

Auch hier findet eine »Evolution des Vergessens« statt: ICH vergisst sich selbst. Es hört auf, sich für eine Institution (Form) zu halten. Gleichzeitig bleiben die Errungenschaften und Qualitäten aller früheren Stufen bestehen: Das Vertrauen und die Hingabe des Säuglings, der Trotz und das Autonomiebedürfnis des Kleinkinds, die Weltfähigkeit des Schulkinds, die Liebes- und Beziehungslust des Jugendlichen und sogar die Fähigkeiten zur Verantwortlichkeit, Rollenübernahme, Selbst- und Fremd-Reglementierung, die dem erwachsenen Ich-Gefüge zugeschrieben werden.  

Jede Evolution beinhaltet ein Werden und ein Sterben gleichzeitig. Wenn man Stufenmodelle auf diese Weise interpretiert und benutzt, dann hören sie auf, ein ehrgeiziges »höher, schneller  und weiter« vorzugaukeln. Sie dienen so einfach als Landkarten, die nützlich sein können, gerade stattfindende Bewegungen im Menschenleben wahrzunehmen und zu würdigen.  

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Dieses digitale Bild hat der Künstler „focus of attention“ genannt – Fokus der Aufmerksamkeit.  

Wir Menschen besitzen die wunderbare Freiheit, unseren Aufmerksamkeitsfokus zu verlagern.  

Je nachdem, welchen Blick-Winkel ich einnehme, verändern beobachtendes Ich und Wahrgenommenes ihre Beziehung zueinander. Wenn sie zusammenfallen, wird die Welt der Erscheinungen als Eins (Nicht-Zwei) erfahren.  

Die Perspektive des Nicht-Zwei 

In der Perspektive des Nicht-Zwei (Non-Dualität), fallen außen und innen, ich und der andere, Licht und Schatten, alle Polaritäten der Erscheinungswelt in sich zusammen. Stille macht sich breit, welch eine Entspannung! Erscheinungen werden aus dieser einen Quelle geboren und kehren wieder dorthin zurück. In Bewegungslosigkeit verharrend, scheint das Wechselspiel der Phänomene wie ein Tanz, an dem Niemand teilnimmt.  

Das Leiden am Ich und an der Person hört hier auf, sie existieren nicht mehr. Schmerzfreiheit? Kummer und Sorgen, Zwischenmenschliches, die Mühsal des Lebens, werden zu einer kleineren Welle im großen Ozean des Gewahrseins. Das Leben und der Tod: Ereignisse in einem Kontinuum des Ungetrennten.  

Die Perspektive der Zweiheit 

Zweiheit kann aus verschiedensten Blickwinkeln wahrgenommen werden. Jede davon eröffnet ein anderes Erlebens-Universum. Die mikroskopische Betrachtung erschließt den Mikrokosmos, der Blick in die Weite den Makrokosmos. Ein nach innen gerichtetes Auge rückt das subjektive Erleben in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, der Szenenwechsel in die Außenwelt lässt Gegenstände erscheinen. Wird scharf fokussiert, entstehen klare Formen und Konturen im Bewusstsein, bei weicherer Einstellung verschwimmen die Eindrücke.  

Die Wahrnehmungswelt spaltet sich auf in Subjekt und Objekt: Jemand erkennt etwas und nimmt es in sein Bewusstsein auf. Der Beobachter kann dabei unterschiedliche Brillen auf der Nase haben, die wie Filter auf die Inhalte einwirken oder sie in einem speziellen Licht erscheinen lassen. Konzepte, an die wir glauben, nehmen Einfluss auf die erkannte Realität.

 

Die gefestigte Perspektive 

Halten wir fest an der einen, immer gleichen Perspektive, dann laufen wir Gefahr, sie mit einer Wahrheit oder Realität zu verwechseln. Für manche ein Ideal: Ein Mensch mit einer gefestigten Meinung. Sein Aufmerksamkeits-Fokus ist zementiert im immer gleichen Blickwinkel. An-Sichts-Sache: Die Meinung zu einem Inhalt ergibt sich aus dem Referenz-Punkt des Betrachters.  Der so erkannte Wirklichkeits-Ausschnitt, hat keine Chance, sich zu wandeln.  

Ebenso ist es mit dem toten Winkel dieses Zusehers. Das Ausgeblendete befindet sich immer an der gleichen Stelle, der blinde Fleck auch. Manchmal wird so ganz vergessen, dass es auch ganz und gar Unbemerktes im Wahrnehmungsfeld gibt – Schattenphänomene und Verborgenes.  

Die Freiheit  

Durch den Wechsel der Perspektiven wird hier die Freiheit zurück erobert: Mal von innen, mal von außen, mal im Kleinen, mal im Großen, mal von unten, mal aus dem Vogelflug betrachtet, verändert sich das Aussehen der Dinge. Die Vielfalt ihrer Erscheinungsweisen, ihr Tanz im Universum wird so gesehen. Die Angst vor der erstarrten Form verschwindet. 

Auch Einsichten und Meinungen dürfen sich wandeln. Nichts muss mehr in Zement gegossen werden. Fest gefahrene Kommunikation kommt so wieder ins fließen. Verständnis wird möglich, wo vorher nur Gegensätze aufeinander prallten.  

Und wenn die eine Perspektive „gold“ sagt und die andere „weiß“, entstehen keine Unversöhnlichkeiten mehr, sondern reine Freude über die Vielfalt des Lebens.

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