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Trauern um alle Toten

Posted by on in Torsten Brügge
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ein Text von Torsten Brügge und Padma Wolff

Dieser Tage wird einem tragischen Flugzeugabsturz viel Aufmerksamkeit zuteil. Dabei kamen am 24.3.2015 150 Menschen ums Leben. Die meisten Deutsche und Spanier, darunter 16 Schülerinnen und Schüler. Der Schock und der Schmerz der Hinterbliebenen stößt auf große Anteilnahme. Unzählige Menschen fühlen mit ihnen. Die Betroffenheit in Deutschland, Spanien, Frankreich und darüber hinaus ist riesig. Angehörigen der verstorbenen Passagiere, Mitschülern und den Kollegen des getöteten Flugpersonals wird psychologische Krisenbegleitung angeboten. Es wird viel getan, um das Leiden der Hinterbliebenen in einem natürlichen Trauerprozess erträglicher zu machen und in Richtung einer heilsamen Integration zu bahnen. Das ist gut so. Der Umgang mit dem Schicksalsschlag von Seiten der Politiker, Berichterstatter, Helfer und anderen Beteiligten kommt uns fast schon vorbildhaft vor. Verständnis wird spürbar. Privatsphäre wird respektiert. Gefühle dürfen fließen. Im Schmerz zeigt sich sogar tiefe Verbundenheit, wie auch Herr Gauck anerkannte. Hier kommt der humanistische Geist unserer westlichen Gesellschaft wohltuend zum Ausdruck. Das berührt uns positiv.

Kein Aufwand, keine Kosten werden gescheut, um die Ursachen herauszufinden. Lösungsversuche werden vorgeschlagen, damit so etwas nicht wieder passieren kann.

Zugleich kommen uns die vielen Toten in den Sinn, die in unseren wohlhabenden Ländern immer wieder nur allzu leicht vergessen werden. Zahlen sprechen da eine deutliche Sprache: Bei dem Flugzeugabsturz kamen an einem Tag 150 Menschen ums Leben. Am selben Tag starben - wie an jedem anderen Tag im Jahr - ca. 8000 Kinder unter fünf Jahren weltweit an den Folgen von Unterernährung (Zahlen von 2013*). Das sind schier unvorstellbare Zahlen: JEDEN TAG sterben weltweit durchschnittlich 8000 KINDER unter fünf Jahren an Hunger. Und nochmal: JEDEN TAG 8000 KINDER! Das sind 2,9 Millionen im Jahr. Und das sind nur die Kinder unter fünf Jahren. Die Anzahl der älteren Kinder und Erwachsenen, die verhungern, sind uns aktuell nicht bekannt.

Wie oft hören wir davon in den Tagesnachrichten? Wer spricht darüber seine Anteilnahme und sein Mitgefühl aus? Welche Politiker reisen zu den Sterbeplätzen dieser Kinder? Welche Journalisten berichten über diese tragischen Schicksale? Welche Medien widmen dieser Katastrophe ihre Schlagzeilen? Welche Hilfe erhalten die Geschwister, Eltern und Freunde der verstorbenen Kinder? Und was unternehmen wir und unsere Politiker an ernsthaften Bemühungen dagegen? Wo bleiben die Schweigeminuten, Trauergottesdienste und Vorbeugemaßnahmen gegen die [tägliche!] Wiederholung dieses Entsetzens?

Anteilnahme am Leiden direkt bei uns vor Ort ist wichtig. Wir wollen uns keineswegs dagegen aussprechen. Im Gegenteil: Wie wäre es, wenn wir dieses Mitgefühl ab jetzt sogar ausweiten könnten? Es ist auch nur natürlich, dass Mitgefühl leichter zugänglich wird, wenn uns das Unglück näher betrifft, wenn uns bewusst wird, wie leicht es auch uns und unsere Liebsten hätte treffen können. Nur wie wäre es, diese Gelegenheit auch zu nutzen, uns das Leiden "da draußen im Rest der Welt" von Zeit zu Zeit ebenso ins Bewusstsein zu rufen. Was wenn uns diese Menschen genauso nahe stünden? Wenn wir ebenso leicht in ihre Situation hätten hineingeboren werden können? Genau genommen kennen die meisten von uns sie nicht weniger persönlich als die Toten dieses Flugzeugabsturzes.
 
Wie wäre es, wenn die Hauptnachrichtensendungen die nächsten Tage jedes Mal mit dem Aufmacher beginnen würden: "Heute sind wieder 8000 Kinder unter fünf Jahren an Unterernährung gestorben." Nur eine Woche lang nur dieser eine Satz. Jeden Tag neu. Jedes Mal mit echter Anteilnahme. Jedes Mal mit einer Träne mehr im Auge. Vielleicht stellen sich am Ende dieser Woche ein paar mehr von uns die Frage: "Was kann ich tun, um diese Zahl zu verringern?" Und sei es noch so klein, was wir dazu beitragen können. Aber wollen wir nicht zumindest unseren Teil dazu tun, dass dieses Leiden so vieler unserer Mitmenschen nicht weiter einfach totgeschwiegen wird, als ob es uns nichts anginge?

Also, jetzt wissen wir, dass wir es können: Mitfühlen und Anteilnehmen. Jetzt noch mal für alle Menschen bitte!

 

Torsten Brügge & Padma Wolff, Hamburg 28.3.2015


*(Durchschnittszahlen 2013 Quelle: Levels & Trends in Child Mortality, UNICEF 2013)

Welthungerkarte 2013
Link zur Karte in hoher Auflösung (als PDF)
 

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