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Lass mich mit der Welt in Ruhe! Weltabgewandtheit & Weltzugewandtheit in 3 Phasen

Posted by on in Torsten Brügge
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Eigene Standortbestimmung im Feld von Spiritualität und Politik

In nächster Zeit werde ich in den meinem Blog hier, in Facebook-Gruppen (zum Beispiel in der von mir neu gegründeten Facebook-Gruppe „Spiritualität und Politik“) und auch in Zeitschriftenartikeln vermutlich einiges zu äußerlichen Aspekten von Politik und Weltpolitik veröffentlichen. Mein Tätigkeitsschwerpunkt als spiritueller Lehrer und Begleiter liegt eigentlich eher auf der Einladung zur Bewusstwerdung innerer spiritueller Wesenqualitäten. Diese Orientierung wird auch weiterhin so bleiben. Dennoch werde ich mich zunehmend wahrscheinlich auch zu anderen Themen äußern. Da wird es dann um Geostrategie gehen, um den Kampf um Welt-Energie-Ressourcen, um imperiale Wirtschaftsdominanz, ja sogar um die Arbeit von Geheimdiensten und deren verdeckter Kriegsführung. Manche meiner Leser wird diese Behandlung von handfesten weltpolitischen Themen vielleicht überraschen – ehrlich gesagt verwundert es mich selbst. Aber anscheinend ist es für mich an der Zeit, dort auf Perspektiven hinzuweisen, die ich als wichtig erachte. Für diese Öffnung für weltpolitische Themen möchte ich in diesem Blogbeitrag eine klärende Standortbestimmung aufzeigen, wie Weltzugewandtheit und Weltabgewandtheit im Rahmen spiritueller Erkenntnis verstanden werden können.


Drei Phasen von Weltbeziehung

Mir scheint es so, dass die Entfaltung spiritueller Erkenntnis in Bezug auf das Feld gesellschaftlichen und politischen Engagements grob in drei Phasen aufgeteilt werden kann. Die Übergänge solcher Phasen sind fließend. Manchmal können Teilstränge der einen Phase schon innerhalb einer anderen Phase auftreten. Wem die folgende Beschreibung als „zeitliche Phasen“ zu gewagt vorkommt, kann sie auch als drei „grundlegende Weltbeziehungsqualitäten“ betrachten, die wir jeden gegebenen Moment verschiedenartig erfahren können. Wie jedes einfache Modell, handelt es sich um ein nur grobes Schema für in Wahrheit vielschichtigere Phänomene. Zur Vereinfachung macht es aber durchaus Sinn, es schematisch als Ablauf in der Zeit zu sehen. Dann könnten wir drei Phasen unterscheiden:

   Phase I    –  egozentrische Weltzugewandtheit
   Phase II   –  befreiende Weltabgewandtheit
   Phase III  –  selbstlose Weltzugewandtheit  


Phase I: Ich muss die Welt verbessern

In der Phase der egozentrischen Weltzugewandtheit wollen wir die Welt retten. Wir erkennen Mangel, Ungerechtigkeit und Unterdrückung im Außen und haben das Gefühl, dagegen ankämpfen zu müssen. Uns drängt es, Menschen in unserem nahen Umfeld oder gesellschaftliche Verhältnisse überhaupt zu „etwas Besserem“ hin zu verändern. Unser eigenes Wohlergehen und Überleben und das der menschlichen Gesellschaft auf diesem Planeten ist der Fokus unserer Aufmerksamkeit und wird als äußerst wichtig erachtet. Oft ist diese Phase auch durch eine Unbewusstheit für unser inneres Erleben geprägt. Ein Teil unseres  Veränderungsdrangs beruht nämlich auf verdeckten egozentrischen Motiven. „Wenn nur endlich die Welt in Ordnung wäre, wenn es im Außen nur noch Friedern, Wohlstand und Harmonie gäbe, dann könnte auch ich endlich glücklich sein“  hoffen wir. Außerdem wehren wir durch unseren zwanghaften Helferdrang auch die innere Begegnung mit eigenem existentiellem Schmerz ab. Die Strategie lautet: „Wenn ich das Leid in der Welt abschaffe, dann brauche ich endlich nicht mehr die schrecklichen Gefühle eigener Verletzlichkeit, Hilflosigkeit und Angst zu spüren“. In egozentrischen Weltzugewandtheit liegt auch Arroganz verborgen. Wir meinen, aus der Kraft unseres Ichs und unserer Idee, der Handelnde zu sein, den Lauf der Welt nach unseren eigenen Vorstellungen beeinflussen zu können. Der Song „Ich muss nur noch kurz die Welt retten“ besingt diese Vorstellungen recht heiter. Doch es hat eine ernste Seite. Solange wir das glauben, sind wir nach Aussage der Advaita-Philosphie in den Fängen von Maya (die Welt als leidvolle Illusion). Dann leiden wir und oft erzeugen wir weiteres Leid.


Phase II: Keine Welt, kein Ich

Egozentrische Weltzugewandtheit laugt uns auf Dauer aus. Es ist eine Sisyphos-Arbeit, das Leiden der Welt beenden zu wollen. Egal wie sehr wir uns auch anstrengen mögen, uns begegnet im Außen im wieder Herabsetzungen, Ungerechtigkeiten und Gewalt. Wir schaffen es einfach nicht, die Welt so zu formen, wie wir es uns vorstellen. Diese Frustration hat auch eine gute Seite. Sie kann uns zum Innehalten und zur Innenschau einladen. Wenden wir uns tiefgreifender spiritueller Selbsterforschung zu, geht diese meist mit einer natürlichen Abwendung von der Welt und ihren Ereignissen einher. Statt uns zu fragen, was im Außen geschieht und wie wir es verändern könnten, erforschen wir uns selbst und unser Innenleben. Wer oder was ist dieses Ich, das so krampfhaft versucht, die Welt zu verändern? Gibt es dieses Ich überhaupt?  Was ist, wenn wir unsere Identität als „die Welt rettende Person“ und sämtliche andere persönlichen Identitäten hinterfragen und loslassen? Was zeigt sich, wenn wir uns erlauben, nichts und niemand zu sein?
Wir entdecken, wie befreiend es sich auswirkt, unser Innenleben -  und auch das Geschehen in der Welt - mit Annahme und Liebe zu begegnen. Gerade die Hingabe unseres egozentrischen Willens – auch dem Willen, die Welt zu retten – stellt sich als segensreiches Geschenk heraus. Wir entdecken einen Seelenfrieden, für den es gar nicht mehr wichtig ist, wie es um unseren persönlichen Willen, um unsere persönliche Befindlichkeit oder um die Außenwelt bestellt ist. Damit ändert sich auch unsere Perspektive auf das Weltgeschehen. Wir erkennen, dass unser persönliches Leben, ja die gesamte Menschheit und Evolution des Lebens auf diesem Planeten und der Planet selbst nur ein bedeutungsloser Funkenschlag im gigantischen Lebens- und Todesfeuer des Kosmos darstellt. Was für ein Witz, uns selbst da so wichtig zu nehmen!
Und auch das Lichtspiel sämtlicher kosmischer Erscheinungen, so  ahnen wir es auf der tiefsten Ebene von Selbsterkenntnis, ist wie ein Traum, den niemand jemals geträumt hat. Davor, danach und währenddessen darunter ist die Dunkelheit absoluten, unfassbaren Nicht-Seins. Hier ruhen wir in totaler Weltabgewandtheit, die nicht einmal den leisesten Hauch von Welt oder Ich weiß. Diese nicht-begriffliche Erfahrung – oder besser Nicht-Erfahrung – der Leere wird im Advaita „nirvikalpa samadhi“ (formlose Versenkung) genannt. Doch sie ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Radikale Weltentsagung, so wichtig sie auch sein mag, kann zur Weltflucht  entstellt werden. Vor allem dann, wenn wir nun das leere Nicht-Sein dem Sein und Werden vorziehen. Dann sind wir in eine spirituelle Falle getapst.
Doch schließlich erkennen wir, dass es zwischen der Leere reinen Gewahrseins und der Fülle der Erscheinungswelt keinerlei Trennungslinie gibt. Die Fülle kommt aus der Leere. Fülle ist Leere und Leere ist Fülle. Sie sind eins. Dann erleben wir die Welt mit dem Geschmack des wahrhaft non-dualen „sahaja samadhis“ (natürliche Versenkung): Wir ruhen als Leere und sind in Frieden mit dem, was erscheint.


Phase III: Innere Fülle verändert die Welt

In der Phase der befreienden Weltabgewandtheit haben wir uns vom Drang zwanghafter Welt- und Selbstverbesserung befreit und sind in die natürliche Leere und Fülle unseres essentiellen Wesens eingetaucht. In der Folge zeigt sich oft eine wiederkehrende - jetzt selbstlose - Weltzugewandtheit. Die Motivation für diese erneute Hinwendung zum menschlichen Leben und der Welt beruht nicht mehr auf Mangel, sondern ist ein Überfließen innerer Fülle. Wir haben keine Angst mehr vor existentieller Vergänglichkeit, weil wir um unser ewiges Sein wissen. Wir suchen nicht mehr nach Liebe und Anerkennung, weil wir die Quelle davon in uns selbst entdeckt haben. Wir brauchen nichts mehr von der Welt. Und gerade deshalb können wir unsere Lebenskraft frei an die Welt verschenken. Genauer gesagt: Wir spüren, wie sich Leben durch uns an sich selbst verschenkt. Wie genau und in welchen Lebensfeldern sich das ausdrückt bleibt ein Mysterium. Vielleicht pflanzen wir  ein paar bunte Blumen an Stellen, die sonst lieblos grau geblieben wären. Vielleicht zeigen wir eine Geste der Hilfsbereitschaft für einen bedürftigen Menschen. Oder wir finden neue Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks, die andere Menschen beglücken. Vielleicht zieht es uns auch zu deutlich sichtbarem, sozialem Engagement. Wir begleiten Menschen in ihrer Entwicklung oder unterstützen sie auf andere Art. Und es mag auch sein, dass wir politisch aktiv werden. Dann mischen wir  uns ein in gesellschaftliche Debatten oder politisches Handeln regional, national oder international. Das alles kann jetzt selbstlos geschehen. Die neue Weltzugewandtheit geschieht von alleine, ohne dass wir krampfhaft an vorgestellten Ergebnissen festhalten oder auf persönliche Belohnung hoffen.


Neue Weltgewandtheit

Diese Art der wohlwollenden Zuwendung zur Welt scheint manchmal merkwürdig paradox: Einerseits wissen wir aus einer absoluten Sichtweise heraus um die schon jetzt vorliegende Vollkommenheit allen Seins. Andererseits kann unser Leben zugleich dafür genutzt werden, diese relative Welt zu einem vollkommeneren Ausdruck von Freiheit und Liebe – zu einer „besseren Welt“ - werden zu lassen. Beides sind die Seiten ein und derselben Wahrheitsmedaille. Vollkommenheit kann dann beides bedeuten: Das Streben nach höheren Facetten von Vollkommenheit vollkommen zu lassen und höhere Vollkommenheit voll kommen zu lassen. Dann verschmelzen Weltabgewandtheit und Weltzugewandtheit vielleicht zu einer vollkommen neuen Art der Weltgewandtheit. Wir werden sehen.

Torsten Brügge, Baden-Baden September 2014

 

 

 

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